Man braucht Kraft – aber man braucht Mut

Ein Gedicht, das mir unter die Haut ging

Neulich bin ich über ein Gedicht gestolpert, das mich tief berührt hat. Es stammt von Berthold Auerbach – und es hat etwas in mir zum Klingen gebracht. Vielleicht, weil es so ehrlich ist. Vielleicht, weil es nicht fragt, wer man ist, was man macht, wo man steht oder wie man lebt. Es spricht uns alle an.
Denn ganz gleich, ob stark oder verletzlich, jung oder alt, laut oder leise – dieses Gedicht passt.

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Man braucht Kraft

Man braucht Kraft, um stark zu sein,
aber man muß Mut haben, um höflich zu sein.
Man braucht Kraft, um sich zu verteidigen,
aber man muß Mut haben, um vertrauen zu haben.
Man braucht Kraft, um einen Kampf zu gewinnen,
aber man muß Mut haben, um sich zu ergeben.
Man braucht Kraft, um recht zu haben,
aber man muß Mut haben, um zu zweifeln.
Man braucht Kraft, um stabil zu bleiben,
aber man braucht Mut, um aufrichtig zu bleiben.
Man braucht Kraft, um das Leiden eines Freundes zu sehen,
aber man braucht Mut, um sein eigenes Leiden zu fühlen.
Man braucht Kraft, um seine eigenen Fehler zu verbergen,
aber man braucht Mut, um dieselben einzugestehen.
Man braucht Kraft, um das Unrecht zu ertragen,
aber man braucht Mut, um dasselbe zu beenden.
Man braucht Kraft, um alleine zu bleiben,
aber man braucht Mut, um Hilfe zu bitten.
Man braucht Kraft zum Lieben,
aber man braucht Mut, um geliebt zu werden.
Man braucht Kraft, um zu überleben,
aber man braucht Mut zum Leben.

– Berthold Auerbach

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Warum dieses Gedicht so wertvoll ist
Es erinnert uns daran, dass Mut nicht das Gegenteil von Angst ist, sondern oft der sanfte, stille Weg durch sie hindurch.
Dass es nicht nur um Durchhalten geht – sondern um Hingabe, Ehrlichkeit, Menschlichkeit.
Und dass die wahren Held*innen nicht immer die Lauten sind, sondern die, die den Mut haben, sie selbst zu sein.