Zwischen Hoffnung und Verfall – Ein Blick ins Ghetto von Ajegunle, Lagos
Ajegunle. Ein Name, der im Klang schon etwas Raues trägt. Ein Viertel in Lagos, das für viele nur ein dunkler Fleck auf der Landkarte ist – für andere ein Zuhause. Heute durfte ich einen kleinen Einblick in eine Welt werfen, die den meisten verborgen bleibt. Eine Welt, in der Armut, Improvisation und Überlebenskunst miteinander verschmelzen.
Wir besuchten ein verfallenes Haus. Auf den ersten Blick schien es einfach nur alt zu sein – doch die Wahrheit ist dramatischer: Das Gebäude sinkt. Stück für Stück, Jahr für Jahr. Der Boden unter dem Haus ist weich, vom Regen aufgeschwemmt, durchzogen von Wasseradern, die nicht abfließen können. Denn: Es gibt keine funktionierende Kanalisation. Die Regenzeit, die in Nigeria mehrere Monate andauert, verwandelt das Ghetto in ein überflutetes Labyrinth. Und die Bewohner? Sie bleiben. Weil sie keine Wahl haben.

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Trotzdem versuchen sie, das Haus zu erhalten. Mit Holzbrettern, Zement, allem, was sie finden können. Doch diese Reparaturen sind ein Fass ohne Boden. Solange der Untergrund weiter wegsackt, bleibt alles ein Kampf gegen die Natur und das Vergessen.

Beim Spaziergang durch die engen Gassen trafen wir Menschen – echte Gesichter hinter dem Begriff Ghetto Lagos. Ein junger Mann erlaubte mir sogar, seinen frisch gedrehten Joint zu filmen. Dann begegneten wir ihnen: den berüchtigten Area Boys. Zuerst liefen wir weiter, bis meine Begleitung mir zuflüsterte, wer sie waren. Das weckte meine Neugier. Also gingen wir zurück – vorsichtig, mit verstecktem Handy und einer Mischung aus Anspannung und Respekt.

Das Gespräch mit den Area Boys war eine Gratwanderung. Sie waren skeptisch, wir hatten kaum Geld bei uns – und dennoch kam es zu einem ehrlichen Austausch. Sie zeigten mir, was sie konsumieren: Weed, Pillen, eine verdächtige Milchflasche voller Substanzen. Eine Art Straßenapotheke – erschreckend und faszinierend zugleich. Und irgendwo zwischen Rausch und Realität wurde mir klar: Drogen sind für viele hier der einzige Weg, den Alltag zu überstehen.

Doch was mich noch mehr erschüttert hat, war das Wasser. Der Regen. Die feuchten Wände, die schimmelnden Ecken, die matschigen Böden. Sinkende Häuser in Ajegunle sind kein Einzelfall – sie sind ein Symptom einer tiefen sozialen und infrastrukturellen Vernachlässigung.

Ajegunle braucht mehr als Worte. Es braucht Lösungen. Es braucht eine NGO, die bereit ist, hier wirklich etwas zu verändern. Nicht nur kurzfristige Hilfe, sondern langfristige Projekte: Drainagen, sichere Häuser, sauberes Wasser. Es wäre ein Anfang – für ein Leben, das mehr verdient hat als den ständigen Kampf gegen das Versinken.

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