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Mut, Naivität und der Ruf nach Nigeria: Warum ich trotz aller Angst ging

Nach all den Orten, die ich besucht habe, möchte ich meine Geschichten mit Nigeria beginnen.
Nicht, weil es der einfachste Weg war. Sondern weil es der ehrlichste war.
Weil Nigeria für mich symbolisiert, was Reisen wirklich bedeutet: Mut, Naivität, Hoffnung – trotz aller Angst.

Ich schreibe einfach meine Gedanken auf, so wie sie aus meiner Seele fließen.
Ich weiß nie, was der nächste Tag bringt. Ob ich mich eines Tages niederlasse oder eine Nomadin bleibe.
Alles im Leben ist relativ.

Ich tue mir schwer, mich in starre Formen zu pressen – weil das Leben selbst nicht starr ist.
Leben bedeutet Bewegung. Es bedeutet, dem Unvorhersehbaren Raum zu geben. Entscheidungen zu treffen, die nicht immer rational erscheinen.

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Und doch formen wir unser Leben manchmal so fest, dass kaum noch echte Bewegung möglich ist.
Man kann seinen Ort wechseln und innerlich doch stillstehen.
Man kann an einem Ort bleiben – und jeder Veränderung, jedem Zufall widerstehen.

Gerade jetzt sitze ich in einer kleinen Bar in einem Ghetto.
Mitten im Lärm, unter Menschen, mitten im Leben.
Und ich tippe direkt aus meiner Seele heraus.

Warum wir so oft aufhören, das Leben geschehen zu lassen

Ich glaube, wir sollten dem Leben öfter erlauben, sich zu entfalten.
Aber das ist schwer – selbst für mich.
Weil es bedeutet, Kontrolle aufzugeben.
Vertrauen zu riskieren.

Und doch sind es oft genau diese Momente, in denen das echte Leben beginnt.

Die erste Nachricht – und der erste Zweifel

Wie begann meine Zeit in Nigeria?

Damals war ich in Assuan, im Süden Ägyptens.
Mein eigentliches Ziel war der Sudan.
Nigeria – das war ein Traum geworden, den ich schon aufgegeben hatte.

Obwohl ich seit Jahren neugierig auf dieses Land war – ich kann bis heute nicht genau sagen, warum.
Vielleicht war es eine Sehnsucht.
Vielleicht ein unbestimmtes Gefühl, dass dort etwas auf mich wartete.

Doch die Realität sprach dagegen:
Keine Mittel.
Keine Möglichkeiten.
Und natürlich – viel Angst.

Wem könnte man das verübeln?
Nigeria war – und ist – kein Land, das in den Medien besonders hoffnungsvoll dargestellt wird.

Also bereitete ich mich auf den Sudan vor.
Bis kurz bevor ich das Visum beantragen wollte.
Und dann kam diese Nachricht.

Eine bedeutende Person schrieb mir:
„Du könntest nach Nigeria kommen und unsere Projekte besuchen.“

Ein kurzer Satz – aber er veränderte alles.

Es war noch ein Monat Zeit.
Aber mein ägyptisches Visum lief bald ab.
Noch schnell in ein anderes Land zwischendurch?
Zu teuer.
Zu riskant.
Westafrika war für mich völlig unbekanntes Terrain.

Und doch spürte ich: Ich will es versuchen.
Trotz aller Zweifel.
Trotz aller Ängste.

Ich antwortete:
„Ja, ich möchte kommen.“
Aber ich müsste Assuan früher verlassen, um den Visaprozess zu schaffen.

Damals hatte ich keine Ahnung, welche Herausforderung auf mich wartete.

Assuan verlassen – Kairo als erste Prüfung

Meine Unterkunft in Assuan zeigte Verständnis – ich bekam mein Geld für die stornierten Nächte ohne Diskussion zurück.
Eine kleine Geste, die mich tief berührte.

Kurz darauf saß ich im Bus nach Kairo.
Eine Nachtfahrt, um Geld zu sparen.

Meine erste Unterkunft in Kairo war günstig, zentral gelegen – aber eine enorme Herausforderung für mich.
Die Duschen waren in einem solchen Zustand, dass ich Tage brauchte, bis ich mich traute, sie zu benutzen.

Trotzdem schnappte ich mir meinen kleinen Rucksack, sammelte meine Unterlagen und machte mich auf den Weg.
Vier Kilometer bis zur nigerianischen Botschaft.
Mal mit Uber, mal zu Fuß.

Zwölf Tage. Fast täglich.

Zwölf Tage voller Hoffnung, Enttäuschung und Neubeginn.

Mut heißt auch, sich dumm zu fühlen

Visa zu beantragen – ich kannte das.
Aber Nigeria stellte alle bisherigen Erfahrungen in den Schatten.

Irgendetwas fehlte immer.
Etwas war nie ganz richtig.

Am Anfang war ich motiviert.
Doch bald merkte ich, wie sehr dieser Weg meine Kraft – und meinen Mut – aufzehrte.

Ich stand dort zwischen Geschäftsleuten, Diplomaten, gut gekleidet, mit klaren Reisegründen.
Und ich?

In Flip-Flops, mit einem kleinen Rucksack – und dem absurden Wunsch, endlich echtes Fufu zu probieren.

Ja, Fufu.
Ein einfaches Gericht.
Und doch wurde es zu einem Symbol.
Für meine Naivität.
Für meine Hoffnung.
Für meine Sturheit.

Ein Student sagte mir einmal:
„Probier doch einfach Fufu hier in Kairo.“
Und ehrlich gesagt – ich hatte nicht einmal daran gedacht.

Ich suchte afrikanische Restaurants.
Fragte Einheimische.
Fand nichts.
Endete schließlich in einem sudanesischen Restaurant.

Es war gut.
Aber es war nicht das, was ich gesucht hatte.

Kennst du dieses Gefühl?
Wenn deine Sehnsucht so viel größer ist als das, was du bekommst?

Warum ich trotzdem weitermachte

Manchmal fragte ich mich, ob ich verrückt war.
Fast alle wollten aus Nigeria heraus.
Und ich tat alles, um hineinzukommen.

Ich erinnere mich, wie ich dort stand, fast den Tränen nahe, überwältigt, erschöpft, voller Zweifel.

Doch einer der Pförtner der Botschaft sah mich.
Lud mich ein, in seinem winzigen Büro Platz zu nehmen.

Ich erzählte ihm meine Geschichte.
Von all den Jahren, in denen ich nach Nigeria wollte.
Von den verpassten Chancen.
Von COVID, das Gelegenheiten zerstörte.
Von der NGO, der ich jetzt vielleicht beitreten würde – wenn es klappte.

Er hörte zu.
Und gab mir das Gefühl: Vielleicht war ich doch nicht so verrückt, wie ich dachte.

Zwischen Scheitern und neuer Hoffnung

Ich musste den Flug buchen, bevor das Visum ausgestellt war.
Direktflüge waren teurer als Flüge mit Zwischenstopps – also wählte ich den riskanteren Weg.

Und dann – kurz vor Abflug – wurde mein Flug gestrichen.
Auch der Visaprozess schien zu scheitern.

Ich gab auf.
Schrieb, dass ich alles absagen müsse.
Vielleicht wollte Gott einfach nicht, dass ich nach Nigeria gehe.

Ich schämte mich.
Hatte das Gefühl, andere enttäuscht zu haben.

Aber einen Tag später – ging ich wieder.
Ohne Hoffnung.
Nur weil etwas in mir flüsterte:
„Gib noch nicht auf.“

Und dann, plötzlich, öffneten sich Türen.

Naivität – oder das Geheimnis des Mutes?

Ich hatte wenig Erfahrung mit solchen Situationen.
Heute würde ich vieles anders machen.
Aber damals hatte ich nur eines: Naivität.

Und vielleicht – vielleicht – ist genau das manchmal das Geheimnis.
Wenn nichts mehr Sinn ergibt.
Wenn alles dagegen spricht.
Wenn Angst lähmt.

Dann bleibt nur noch, weiterzugehen.
Ohne Garantien.
Ohne Sicherheitsnetz.

Vertrauen.

Der Tag der Abreise

Ich musste den Flug erneut buchen.
Diesmal zitterte ich.
Aber ich vertraute.

Kurz vor der Abreise schrieb mir die Person, die mich eingeladen hatte:
„Ein Kontakt wird dich in Lagos abholen.“

Das bedeutete alles.
Es bedeutete: Ich war nicht ganz allein.

Am zwölften Tag saß ich am Flughafen.
Mit rasendem Herzen.
Mit all meiner Angst.
Mit all meiner Hoffnung.
Und mit einer leisen Stimme in mir, die flüsterte:

„Du hast nicht alles verloren. Du hast deinen Mut behalten.“

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