Wenn Angst lauter wird als die Vernunft – und du trotzdem gehst
Wenn dir jeder sagt, was vernünftig ist, du aber trotzdem riskierst zu verlieren, weil es nicht darum geht, das Leben anderer zu führen. Weil es nicht deine Gedanken sind, sondern die Meinungen und Vorstellungen anderer, die sich wie Nebel auf dein Herz legen. Ich hatte große Angst, nach Nigeria zu reisen. Eine Angst, die sich tief in meine Gedanken gefressen hatte, sodass ich kaum noch abschätzen konnte, was mich erwarten würde. Schreckliche Bilder bestimmten mein Inneres. Und da war dieser innere Kampf, etwas zu tun, das gegen jede logische, plausible und verständliche Begründung sprach – etwas, das mir selbst extreme Angst machte. Ich redete mir immer wieder ein, dass ich es nicht tun müsse. Keine Verpflichtung, kein Job, keine Beziehung zwang mich dazu. Und so hatte ich, auf dieser Reise, die etwa vierzehn Stunden dauern sollte, viel Zeit, mich meinen eigenen Gedanken zu stellen.
Ich hielt mich für verrückt. Für jemanden, der sich sehenden Auges in Gefahr stürzt, nur um einem Wunsch nachzugeben, den ich selbst nicht erklären konnte. Und ich schämte mich dafür. Ich wollte nie eine Heldin sein, kein Adrenalinjunkie oder sonst etwas. Ich wollte immer einfach nur normal sein. Aber vielleicht ist genau diese Normalität schwer zu erreichen, weil das Leben selbst nicht starr ist. Weil es keinen geraden Weg gibt. Jeder trägt Wünsche in sich, die manchmal ausbrechen aus dem, was als „vernünftig“ gilt. Außer man schwimmt mit der Masse, folgt vorgegebenen Wegen und kreiert vermeintlich eigene Ziele, die jedoch selten wirklich aus der Tiefe kommen.
Meine Gedanken überschlugen sich. Und sie waren nicht gut. Neben meiner Flugangst war da die wachsende Angst vor Nigeria. Berechtigt, ja. Jeder, der mich warnte, hatte aus seiner Sicht recht. Aber das Leben lehrt uns, dass es viele Wahrheiten gibt. Erfahrungen, geformt durch eigene Erlebnisse, die Erzählungen anderer oder durch die Medien. Und irgendwann muss jeder selbst entscheiden, ob er bereit ist, seine eigene Wahrheit zu suchen. Ob er bereit ist, dafür Risiken einzugehen. Es wird immer Überschneidungen geben, Bestätigungen und neue Erkenntnisse. Wir Menschen sind letztlich soziale Wesen. Routine gibt uns Sicherheit. Unsere vertraute Umgebung – so hart sie für andere wirken mag – ist unser geschützter Raum, weil wir gelernt haben, mit ihr umzugehen.
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Veränderung wirbelt alles durcheinander. Sie schafft Unsicherheit. Und wenn diese Unsicherheit von Menschen verstärkt wird, die uns wichtig sind, wird es noch schwerer, eigene Wege zu gehen. Oft ziehen wir uns dann zurück. Und das ist in Ordnung. Denn es ist ein menschlicher Reflex: die Sehnsucht, dazuzugehören, anerkannt zu werden, nicht zu scheitern, niemanden zu enttäuschen. Auch dieser Gedanke kreiste in meinem Kopf. Ich wollte nicht schon wieder scheitern. Aber ich akzeptierte auch, dass Versagen zum Leben gehört. So wie Verlust. Auch wenn wir es am liebsten ausblenden würden. Denn das Schöne ist uns allen lieber.
Auf dieser langen Reise wurde ich schließlich von etwas Unerwartetem abgelenkt: von schönen Begegnungen. Zwei angenehme Mitreisende aus Nigeria unterhielten sich mit mir, gaben mir andere Blickwinkel, andere Farben für meine Gedanken. Und plötzlich spürte ich, wie sich meine Unsicherheit langsam auflöste. Wie sanfte Wellen auf einem aufgewühlten Meer.
Wenn wir inmitten der unzähligen Möglichkeiten, die uns das Leben täglich bietet, den Weg wählen, der – trotz aller Ängste – zu unserer inneren Haltung passt, dann geschehen manchmal kleine Wunder.
Trotz meiner Angst spürte ich, wie mein Herz aufblühte, als ich aus dem Fenster des Flugzeugs die faszinierende Schönheit Nigerias sah. Die weiten, grünen Flächen. Die wilde, ungezähmte Natur. Ich weiß, viele werden es nicht verstehen. Vielleicht werde ich als verrückt gelten. Aber für mich fühlt sich Nigeria an wie eine wunderschöne Rose, ummantelt von unzähligen Dornen. Ein faszinierendes, leidendes, gefährliches, lebendiges Land.
Und so wie man eine Rose nicht mit bloßer Hand und brutaler Kraft packt, sondern sie sanft berührt, sie wachsen lässt, ohne ihre Wurzeln zu zerstören, so möchte ich auch diesem Land begegnen.
Langsam. Mit Respekt. Mit offenem Herzen.
Auch im Wissen, dass ich mich dabei verletzen kann. Aber vielleicht ist genau das die Essenz des Lebens.
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