Wadi Rum unplugged – Weihnachten mit Sand, Stille und Selbsterkenntnis
Heute habe ich ein paar Erinnerungsstücke aus Wadi Rum in die Hand genommen – und war schlagartig wieder dort. In der Stille. In der Kälte. In der Weite. Und plötzlich war alles wieder da: der Sand, das Camp auf dem Hügel, die Kamele in der Nachbarschaft, der eine USB-Kabel-Weihnachtsstrauch – und ich mittendrin.
Offline unterm Sternenhimmel
Im Dezember 2023 zog es mich in die Wüste. Nicht, weil ich nichts Besseres zu tun hatte, sondern weil ich endlich einmal wirklich runterkommen wollte. Minimalistischer leben, das hieß für mich auch: weniger scrollen, weniger klicken, weniger konsumieren – auch digital. In Aqaba war das kaum möglich. So hübsch die Stadt auch ist – alles dreht sich dort um Touristen: Essen, Andenken, Ausflüge. Also machte ich mich auf den Weg nach Wadi Rum.
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Das Camp lag auf einem kleinen Hang, was mir eine traumhafte Aussicht auf den Sonnenuntergang bescherte. Diese Farben! Diese Ruhe! Die meisten Touristen blieben nur kurz, meist eine Nacht, zwei – ein paar Fotos, ein bisschen Jeep-Tour, dann weiter zum nächsten Highlight. Fast wie eine kulturelle To-do-Liste. Ich wollte mehr. Ich wollte bleiben.
Keine Verbindung, aber voll bei mir
Durch einen Felsen direkt hinter dem Camp war mein Internet so zuverlässig wie ein nasser Streichholz. Wer Signal wollte, musste den Hang runtergehen, so wie ich es tat – täglich, zur Arbeit oder für Nachrichten. Irgendwann wurde der kleine Weg zu meinem ganz persönlichen Pilgerpfad. Der Empfangsort. Der Erreichbarkeitsstein.
Anfangs war es hart. Wirklich hart. Ich lag abends im Bett – eingekuschelt unter dicken Decken – und hatte Entzugserscheinungen. Kein Instagram, kein YouTube, nicht mal unnötige WhatsApp-Nachrichten über irgendein Meme von 2017. Ich war offline. Und ehrlich gesagt: Ich war überfordert.
Aber dann kam etwas anderes: Gedanken. Echte. Eigene. Kein Fremd-Input. Keine Dauerbeschallung. Nur ich. Und der Sand.
Das große Nichts, das so viel gibt
Wadi Rum ist nicht leer. Es ist voll. Voll von dem, was man sonst überhört. Mein Kopf war zum ersten Mal seit Langem wieder bei mir. Ich merkte, wie schwer es mir fiel, nichts zu tun – und wie gut es mir tat. Ich war oft allein, nur mit dem Koch, der ein großartiger Mensch und ebenso großartiger Koch war. Wir stapften manchmal gemeinsam den Hügel hinab, um Nachrichten zu checken. Und dann wieder rauf – zurück zur Stille.
Das Wasser war kalt. Arschkalt.
Solar beheizt – in der Theorie. In der Praxis bedeutete das: Katzenwäsche deluxe. Ich entwickelte ganz neue Techniken, mich mit möglichst wenig Wasser und maximaler Geschwindigkeit zu reinigen. Nachts aufs Klo zu müssen, war eine echte Mutprobe. Diese Decke war mein Zuhause, mein Kokon. Und draußen wartete… Eiszeit.
Weihnachten ohne Kitsch, aber mit Seele
Am Heiligabend schmückte ich einen kleinen Busch, den ich etwas abseits fand. Mit Kühlschrankmagneten, USB-Kabeln und dem, was sich eben fand. Kein Baumarktglanz, keine Kaufhausbesinnlichkeit – sondern echtes Gefühl. Ich war ruhig. Ich war frei. Ich war da.
Ich verpasste nichts – außer vielleicht ein paar sinnlose Posts. Aber ich gewann: Klarheit. Ruhe. Dankbarkeit.
Wadi Rum – ein Ort der Erinnerung
Es war nicht der „wildeste“ Teil der Wüste. Nein, Wadi Rum ist für Touristen erschlossen, sicher, durchorganisiert. Aber das heißt nicht, dass man dort nichts lernen kann. Im Gegenteil. Man muss sich nur Zeit nehmen. Die meisten sehen nur Sand. Ich sah mich.
Wadi Rum war und ist für mich der Ort, an dem ich spürte: Ich brauche nicht viel. Ein Bett, etwas zu essen, Stille. Ich erkannte, wie sehr ich mich an digitale Ablenkung klammere. Und wie befreiend es ist, sie loszulassen – wenigstens für eine Weile.
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